Gythio - Kissamos (Kreta) 140km

Um 14h30, kurz bevor alles wieder im Bus ist, auch die erneute Wäsche, beschließen wir, dass wir auf Kreta längere Zeit an einzelnen Orten bleiben werden. Wir räumen eindeutig zu viel auf und haben kaum Zeit mal in unseren Campingstühlen zu sitzen. Das fällt uns vor allem wegen des guten Wetters auf. 
Jean-Pierre, dauercampender Nordfranzose teilt einen seiner Château Neuf-du-Pape Weißweine mit Robert, dauercampendem Süddeutschen, und mir. Dann fahren wir zum Ticketschalter, tanken, kaufen ein und sind um 17h30 auf der Fähre, die pünktlich 20 Minuten später aufbricht. An Bord unterhalten wir uns mit einem sehr netten griechischen Rentnerehepaar, die nach Kithira reisen, uns aber auch Tipps für Kreta geben können. Die Fahrt dauert bis in die späte Nacht. Wir stellen uns nur 100m entfernt von der Anlegestelle am Hafen neben den Posten des Küstenschutz, viel sicherer kann es wohl nicht sein. 

Sorgen machen den Griechen die Verhandlungen mit 'Europa'. Man hofft auf Unterstützung durch Hollande, mit französischem Auftreten und Kennzeichen, ist man uns überall wohlgesonnen. Ich glaube nicht ernsthaft, dass es mit D-Aufkleber anders wäre. Bei 50% Arbeitslosigkeit unter den 18-35jährigen sind die Ängste groß. Rentner, deren Renten innerhalb kurzer Zeit auf 60% gekürzt wurden, müssen ihre Kinder unterstützen, damit diese ihre Kredite und die innerhalb eines Jahres verdoppelten Stromkosten begleichen können ...  Die Wahl, so sagt man uns, war eine notwendige Reaktion, weil man sich in die Enge gedrängt fühlte und ein Ausweg mit den alten Methoden, sprich der alten Regierung, nicht möglich schien. Kaum einer der Tsipras-Wähler habe die Versprechen ernst genommen. 

Sehen wir die 'Krise' im Alltag? Schwer zu sagen. Die Infrastruktur auf dem Peloponnes ist nicht überall toll, Straßen teilweise sehr schlecht, teilweise zerstört. Es liegt in manchen Gegenden viel Müll, die Leute scheinen beschäftigt,  aber es sind gar nicht viele zu sehen. Die Geschäfte sind oft geschlossen, zwischen 14 und 17h sowieso. Saisonbedingt? In zwei Wochen ist Ostern da soll es laut den Straßenhändlern wieder ganz anders sein. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Opa (Mittwoch, 25 März 2015 11:09)

    Gute Idee, mal etwas länger irgendwo zu bleiben. Hoffentlich ist nur das Wetter bei Euch sonniger als in Norddeutschland!
    Was das Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen anbetrifft, so ist es bei den normalen Menschen wahrscheinlich besser als unter Politikern. Vorgestern und gestern war ja Tsipras in Berlin und wurde auf der Straße wie auch von Merkel und anderen Politikern freundlich empfangen. Ich glaube, man respektiert inzwischen seine klare Haltung und wird seitens der EU Griechenland nicht fallen lassen. Zu den immer noch offenen Wunden aus dem Krieg muss auch noch eine Lösung gefunden werden, das denken mehr und mehr Menschen hier: von den Schulden man hat ja gar nichts gewusst, und dass Reparationen im 2+4-Vertrag (zwischen Deutschland und den Alliierten) durch Nichterwähnen einfach vom Tisch gewischt wurden, wird als Schurkerei empfunden. Die Politiker haben wohl Angst, dass die Anerkennung einer Verpflichtung auch in anderen Ländern Begehrlichkeiten wecken würde, aber wir tragen nun mal das Nazi-Erbe "bis ins dritte und vierte Glied".